Analyse der Grafik: Hermann Kätelhön Möhnesee 1928

 

Es regnet am Möhnesee, 1928 in der  Radierung von Hermann Kätelhön. Sturm ist aufgezogen. Doch will sich eine dramatische Stimmung nicht einstellen. Friedlich wirkt dieses Landschaftsbild auf den ersten Blick.
 Man kann aufgrund der Gesamtanlage des Bildes noch von einer Landschaftsstudie sprechen, obwohl eine technische Meisterleistung, die von 1908 bis 1912 gebaute Möhnetalsperre,  deren zentrales Bildmotiv ist. Doch wird sie uns eher als eine Märchenerscheinung  vorgestellt, der man begegnet, wenn man eine Wiese mit merkwürdigen Bäumen durchquert  hat und weiter abwärts durch  einen von Blätterkronen  umkränztes Gartentürchen geht. Nach der  geheimnisvollen  romantischen Zauberwiese kommen wir  in die Zone des Halbbogens der Sperre und der Dreiecke der Türme. Hinter der von dem Bauwerk dominierten Mittelzone – und in diese  auf der rechten Bildseite hineinreichend – erstreckt sich  die rahmende Landschaft aus Wäldern, Wiesen, Felder und Hügeln. Um zu betonen, wie harmonisch die Talsperre in die Landschaft passt, finden wir in den Hügel- und Waldformationen den Halbbogen und das Dreieck wieder, wie auch das Gebäude im Tal am rechten Bildrand architektonische Elemente der dicken Sperrtürme aufnimmt.

Soweit – so harmonisch, etwas kitschig. Aber etwas stört den friedlichen Eindruck. Die rechte Seite der Sperre ist auf-fallend dunkel geraten: ein fast schwarzes Dreieck – groß und dominant in der Mitte des Bildes platziert, zieht es den Blick immer wieder auf sich und  zeigt mit der Spitze bedrohlich nach unten.

 

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In der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 1943 wurde die Möhnetalsperre durch einen Bombenangriff stark beschädigt. In der entstandenen Flutwelle, die noch in Neheim, meiner Geburtsstadt,  12 Meter hoch war, kamen über 1200 Menschen ums Leben – die meisten  von ihnen im  Neheimer Zwangsarbeiterlager „Möhnewiesen“.

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