Peter Buggenhout: Babel Variationen II; Standort: Park; Jahr: 2025;Maße: ca. H 13 x B 3 x T 3 m; Material: Divers

Die „abjekten“ Skulpturen von Peter Buggenhout

Lothar Adam

Der Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal zeigt bis zum 10. August 2025 in seinem Park sowie in zwei Ausstellungshallen spektakuläre Kunstwerke von Peter Buggenhout.

Peter Buggenhout, 1963 in Dendermonde, Belgien, geboren, war ein erfolgreicher Maler, als er feststellen musste, dass alles, was auf einer zweidimensionalen Leinwand erscheint, immer auch symbolisch verstanden wird. Das heißt, die Betrachtenden stellen Bezüge zu etwas außerhalb der Leinwand her. Um Objekte herzustellen, die diesem im Alltag absolut notwendigen Verstehensvorgang entgehen, wandte er sich der Skulptur zu.

Die Produktion der Skulptur
Peter Buggenhout fügt Materialien/Gegenstände zusammen, die es in dieser Konstellation noch nie vorher gegeben hat. Ihnen gemeinsam ist, dass sie ihre ursprüngliche Funktionalität nicht mehr besitzen. So werden gebrauchte Folien aus Kunststoff, Planen, Textilgewebe, Zeitungen, Altmetall, Holzfragmente, ja selbst organische Substanzen von Kuhmägen, Pferdehaar und Staub zu möglichen Bestandteilen seiner Arbeit.

Peter Buggenhout: The Blind Leading the Blind #98; Jahr: 2014;Maße: ca. H 5 x B 5 x T 6 m; Material: Divers
Titel: The Blind Leading the Blind; Ausschnitt, eigenes Foto

Nach der Auswahl der Materialien folgt die 2. Phase der künstlerischen Arbeit: Volumen, Silhouetten müssen beachtet, Materialien, Farben und Übergänge gestaltet werden, bis ein autonomes Kunstwerk entsteht, dem durch seinen Dimensionen, seine Farbigkeit, mit den Ebenen, Ausformungen und Staffelungen eine starke Präsenz zukommt.

Pressekonferenz 6.3.2025 Peter Buggenhout; eigenes Foto

Ausgestattet mit handwerklichen und ingenieurhaften Kompetenzen, dem Mut „groß“ zu denken und einer Werkstatt, in der auch schweres Material in größere Höhen gehoben werden kann, wird ein Objekt aufgebaut, das sowohl anziehend als auch abstoßend ist und unsere Sehgewohnheiten provoziert. Ihren besonderen Charakter bekommen viele Objekte durch ihre Vertikalität. Bei ihrer normalen Verwendung wären viele der verwendeten Objekte – der Gravitationskraft gehorchend – dem Verrotten auf bzw. unter der Erde anheim gegeben. Bei Peter Buggenhout werden diese nutzlos gewordenen Gegenstände in die Höhe gehoben. Wie in einem Pumpspeicherkraftwerk, in dem Wasser wieder nach oben gepumpt wird, um es zu gegebener Zeit zwecks Stromgewinnung wieder niederschießen zu lassen, werden die Gegenstände durch das Heben mit Energie aufgeladen – nähert man sich ihnen, ist diese Energie spürbar.

Die Rezeption der Skulptur
Natürlich lassen die einzelnen verwendeten Bestandteile Bezüge, Referenzen auf ihre ursprüngliche Funktion zu. Aber beim Umschreiten des Objekts, bzw. beim Wechsel des Betrachterstandortes ergeben sich völlig unterschiedliche, widersprüchliche Ansichten, so dass erste Deutungsversuche immer wieder durch die nächsten Ansichten in Frage gestellt werden. Zum Schluss bleibt nur die Einsicht, dass die Skulptur ist, was sie scheint, sie werden „abjekte Dinge“, wie der Künstler sie nennt.

Ausstellungsansicht: Peter Buggenhout: On Hold #20; Jahr: 2021; Maße: ca. H 5 x B 3,5 x T 2,5 m; Material: Divers; eigene Fotos

Der Künstler selbst versteht seine Skulpturen „as a view of what I think the world realy is.“ In seinem Weltverständnis dominiert das Chaotische, Nicht-Planbare, das Aufeinandertreffen von Häßlichem und Schönen, von Immer-Wiederkehrendem mit Neuen.

Nutzlos gewordene Objekte werden von Peter Buggenhout zu Installationen kombiniert, die einerseits alle referenziellen Bezüge abweisen, aber andererseits mit ihrem energ(et)ischen Auftritt von einer chaotischen Welt sowie von der künstlerischen Schaffenskraft ihres Schöpfers zeugen.

Lassen Sie sich dieses Abenteuer des Sehens nicht entgehen.

Die Ausstellung läuft noch bis zum 10. August 2025.

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